Palastportrait
Die Dokumentation des “Rückbau des Palast der Republik” begann im August 2005 und endete im September 2009. In unterschiedlichen Zyklen (maximal ein Monat später) suchte ich den Schloßplatz in Berlin-Mitte auf und photographierte immer von der selben Stelle aus, um so den Fortschritt des “Rückbaus” besser dokumentieren zu können. Während den Bauarbeiten zur “Temporären Kunsthalle” wurde das Gelände, auf welchem sich diese Stelle befand, abgesperrt. Nach Rücksprache mit den verantwortlichen Stellen im Bezirksamt von Berlin-Mitte wurde mir die Weiterführung des Projektes von diesem Standort aus ermöglicht. Hier für möchte ich dem Bezirksamt von Berlin-Mitte meinen Dank aussprechen. Die technische Umsetzung dieses Projektes begann ich mit der digitalen Kameratechnik und wechselte mit forschreitendem “Rückbau” zur analogen Photograhie. Durch den analogen Film wirken die Aufnahmen “roh” und “unperfekt”. Dies unterstreicht die Wirkung die der Platz durch den “Rückbau” kurzzeitig erhält. Der Platz ist “unperfekt” und “roh”, wartet auf seine neue Bestimmung, den Wiederaufbau des Stadtschlosses. Bewegt zu diesem Projekt wurde ich durch Gespräche mit ehemaligen Ost-Berlinern und Menschen, für die der “Palast der Republik” ein kultureller, sozialer oder auch kulinarischer Ort war. Viele dieser Menschen wollten den “Palast” erhalten, war er doch für sie ein Stück ihrer Geschichte, ein Stück Heimat im wiedervereinten Deutschland. Auch mir persönlich gefiel die Architektur des “Palastes”, war er doch auch Vorbild für einige danach entstandene Bauwerke, wie z.B. das Rathaus der Stadt Mainz. Gerne hätte ich die Umsetzung eines Nutzungvorschlags gesehen, aus dem “Palast der Republik” ein “Berliner Centre Pompidou”, eine Kunsthalle, zu machen. Da der “Rückbau” allerdings beschlossen war, dokumentierte ich diesen “Rückbau” als eine Art Nachruf und Erinnerung der Zeitgeschichte. Zur Entstehungsgeschichte des “Palast der Republik Der Palast der Republik war Symbol der Machthaber in Ost-Berlin, der Hauptstadt der ehemaligen DDR. An seiner Stelle befand sich vorher das Stadtschloss, Symbol der Monarchie. Dieses wurde 1950 von den damaligen DDR-Machthabern, an deren Spitze Walter Ulbricht stand, abgerissen. Begründet wurde dieser Schritt mit dem Hinweis, das Schloss sei durch die Kriegsschäden zu stark zerstört worden und es bliebe nur der Abriss. Der eigentliche Grund für den Abriss war aber, dass ein Schloss nicht in das Bild des modernen Sozialismus passte. Der Abriss war vornehmlich eine politische Entscheidung. Lange Zeit stand der Platz leer (er erhielt den Namen "Marx-Engels-Platz), wurde als Aufmarschplatz für politische Veranstaltungen genutzt, bis schließlich 1973 der "Palast der Republik" gebaut wurde. Dieser beherbergte den Sitz der Regierung der DDR, die Volkskammer, diverse Restaurants, Bars sowie einen großen Veranstaltungsraum, dessen Sitze hydraulisch nach oben bewegt werden konnten, um so den Raum zu vergrößern. Diese Technik war einmalig in der Welt. Der Teil ausserhalb der Volkskammer war für jeden Bürger zugänglich. Nach dem Ende der DDR wurde festgestellt, dass der Palast der Republik Asbestverseucht war. Anfängliche Überlegungen, ihn zu sarnieren endeten jedoch mit dem Abriss, der als "Rückbau" bezeichnet wurde, An seiner Stelle entsteht nun das Humboldt-Forum, welches optisch an das ehemalige Stadtschloss erinnert.